STUART STADLER ARCHITEKTEN
HS56 – Neubau eines Niedrigenergiehauses
Kategorie: Wohnhaus / Niedrigenergie
Fertigstellung: 2003
Projektdaten:
Wohnfläche: 565 m²
Nutzfläche: 337 m²
Grundstücksfläche: 1980 m²
BRI: 3790 cbm
Planungsumfang:
Architektur, Innenarchitektur, Lichtplanung
Mitarbeiter: M. Klose, K. Kalmbach
Situation: Das Baugrundstück befindet sich in einem sehr hochwertigen Wohngebiet am Isarhochufer in Pullach. Der Bebauungsplan schreibt hier das Einfügen in die umgebende Bebauung und somit geneigte Dächer vor. Aufgabenstellung war es, ein anspruchsvolles und großzügiges Wohnhaus zu planen, das primär als Einfamilienhaus genutzt wird, aber jederzeit getrennt werden kann in zwei unabhängige Häuser und zwei zusätzliche, räumlich abtrennbare kleine Wohn-/ Büroeinheiten. Damit wird eine flexible Nutzung über mehrere Generationen erreicht. Architektur, Raumbildender Ausbau, Lichtplanung und Gartengestaltung wurde vom Bauherren in eine Hand gelegt. Dies ermöglichte die Integration sämtlicher, im Projekt vorkommender Gestaltungselemente in einen ganzheitliche Planungsansatz.
Konzept: Auf Grund der großen Baumasse und der vielfältigen Anforderungen wurde ein komplexes Gebäude entwickelt. Es besteht im Wesentlichen aus zwei Hauptbaukörpern mit Satteldach, dem „Eltern-“ und dem „Kinderhaus“, zwei dazwischenliegenden Bauteilen mit Flach-, bzw. Glasdach, in denen die gemeinsam genutzten Räume untergebracht sind, sowie einer eingeschobenen Garage. Die jeweiligen Baukörper sind formal reduziert und klar in Ihrer geometrischen Gestalt.Zur Straße hin orientiert sich das „Kinderhaus“. Es ist charakterisiert durch seine schlichte, bewusst zurückhaltende Baukörpergestaltung mit massiven, glatt geputzten Wänden als Lochfassade mit großflächigen Ausschnitten. Durch Zurücksetzen einer dreigeschossigen Glasfassade gegenüber der massiven Baukörperfront entsteht die für die straßenseitigen Kinderzimmer nötige Introvertiertheit bei maximaler Transparenz und Großzügigkeit. Diese Laubengangzone reicht bis ins KG und ermöglicht damit eine gute Belichtung der im Keller liegenden Zimmer ( Gast, Au Pair, Hauswirtschaftsraum ), sowie die Erschließung der zwei kleinen, nachträglich abtrennbaren Einheiten. Das „Elternhaus“ liegt im rückwärtigen Gartenteil und wurde als Glashaus konzipiert, das in eine massive Hülle eingeschoben ist. Durch die unterschiedlichen Höhen der beiden Elemente und das Aufbrechen der Hülle entstehen aus diesem Haus-im-Haus-Prinzip transparente und doch geborgene Räume. Im Erdgeschoss wurde ein großer, repräsentativer Wohn-/ Essbereich mit offenem Kamin geschaffen, unter dem Dach verbinden sich Schlafzimmer, Bad und Ankleidebereich zu einer räumlichen, allseitig verglasten Einheit. Die Trennung der verschiedenen Bereiche erfolgt mit freistehenden Einbauschränken und Glas, so dass die Einbauten zu wesentlichen Bestandteilen des architektonischen Konzeptes werden.
Zwischen diesen beiden Hauptbaukörpern liegt der „Lebensraum“, das Zentrum des Hauses. Über die offene Küche mit dem großen Essplatz, den Verbindungssteg im OG und die den Kinderzimmern vorgelagerte Galerie verbindet diese zweigeschossige Halle sämtliche Funktionsbereiche. Eine Glasfront zu Terrasse und Garten, die sich in einem horizontalen Glasdach fortsetzt, bringt diese räumliche Offenheit zum Ausdruck und löst die Grenzen zwischen Innen und Außen auf.
Durch sämtliche Gebäudeteile hindurch dringen vier parallele Wandscheiben. Sie sind entweder freigestellt, oder flankieren massiv ausgebildete Baukörper. Diese linearen Scheiben strukturieren das ganze Volumen und geben allen Räumen eine unverwechselbare Charakteristik. Darüber hinaus schafft die bewusst eingesetzte Abfolge unterschiedlicher Raumhöhen eine spürbare Hierarchie, auch hinsichtlich der Wichtigkeit ihrer Funktionen.
Material: Der Komplexität des Gebäudes wurde eine Begrenzung der Materialien auf wenige Elemente entgegengesetzt. Alle massiven Decken und Wände sind geputzt, die linearen Wandscheiben mit Schiefer verkleidet. Für Dächer, Geländer und Schlosserarbeiten wurde Edelstahl verwendet. Glasfassaden, Schiebefenster und feststehende Fensterelemente sind in Eiche, Verglasung Haus B und Lebensraum mit grünem Sonnenschutzglas, sonst Klarglas. Lebensraum, Kinder-, Gäste- und Arbeitszimmer erhielten Parkettböden in bolivianischem Nussbaum. Für alle anderen Böden wurde Schiefer ausgewählt. Sämtliche Einbauten wurden in dunkel gebeiztem Nussbaumholz ausgeführt. Auf farbige Anstriche wurde bewusst verzichtet, es kommen nur die den Materialien eigenen Farben vor.
Licht: Grundlage der Lichtplanung war, einen Kontrast von Tag- und Nachtstimmung zu erzeugen. Durch die großen Glasflächen und Dachverglasungen erhält das ganze Gebäude tagsüber eine sehr gleichmäßige Helligkeit. Das Lichtkonzept sah vor, mit vielfältiger Beleuchtung die Räume nicht auszuleuchten, sondern bestimmte Bereiche zu betonen und Akzente zu setzen. So wurde eine Abendstimmung erzeugt, die Introvertiertheit verkörpert und Ruhe ausstrahlt im Gegensatz zum aktiven, nach außen gerichteten Familienleben des Tages.