SR35/17 – Umbau einer Kirche in ein Bürogebäude und Einbau eines Kinos

Kategorie: Kirche / Umbau
Fertigstellung: 2000
Fläche/BRI: 682 m² / 3392 m³

Planungsumfang:
Architektur, Innenarchitektur, Lichtplanung

Mitarbeiter: M. Klose, F. Mayer
Name des Fotografen: O.C. Haas

Der Bauherr, eine schnell wachsende Firma im Medienbereich, mietete sich 1996 mit seinen Mitarbeitern in einem der Mannschaftsgebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände Schwere-Reiter-Straße 35 in München ein. Auf Grund des wachsenden Flächenbedarfs erwies sich als letzte Ausweichmöglichkeit eine auf dem gleichen Areal gelegene Kirche zur Umnutzung als Büro. Der nüchterne Nachkriegsbau amerikanischen Typs bot durch seine Introvertiertheit und den entsprechenden Lichtverhältnissen in Verbindung mit einem, auf 5 Jahre begrenzten Mietvertrag schwierige Vorraussetzungen.

Die Aufgabenstellung beinhaltete die Schaffung einer möglichst großen Anzahl von Arbeitsplätzen, einem Besprechungsraum, die EDV- Anbindung an das Haupthaus, sowie den Einbau eines Kinos zu entsprechend der Mietlaufzeit geringen Investitionskosten.

Konzept

  • Erhalt des typischen Kirchenraums in seinen Proportionen, Aufgreifen der Achsensymmetrie der Kirche
  • Geringstmögliche Eingriffe in die Fassade und Erhalt des introvertierten Charakters
  • Ablösen sämtlicher Einbauten vom Bestand (in Material und Farbe)
  • Verstärkung bzw. Betonung der 3 Zonen der klassischen Kirche: Vorhalle – Hauptschiff- Apsis
  • Nutzung der Vorhalle für die Bereiche Empfang und Sozialräume
  • Sonderfunktionen wie Kino und Besprechung in den seitlichen Anbauten
  • Einbau einer Sprinkleranlage als Grundvoraussetzung einer freien vertikalen, wie horizontalen Raumgestaltung

Umsetzung
Einstellen von 2 Wandscheiben zur Zonierung Vorhalle-Hauptschiff. Einbau von 6 auf die Außenwände bezogenen Einzelpodesten für jeweils 2 Arbeitsplätze in der oberen und unteren Ebene. Abtrennung der Apsis und Einziehen einer Zwischendecke für jeweils 4 Arbeitsplätze pro Ebene. Akustische und räumliche Abkoppelung der seitlichen Anbauten (Sakristei) für Besprechungsraum und Kino.

1. Vorhalle
Im ebenerdigen Bereich wurden Empfang, Küche und Toiletten angeordnet. Der in der Hauptachse der Kirche gelegene, dunkler gehaltene Eingangsbereich leitet in das hell erleuchtete Hauptschiff über. Eine bestehende Treppe führt auf die darüberliegende Büroempore mit 6 Arbeitsplätzen.

2. Hauptschiff
Sämtliche Einbauten sind aus rohem Stahl und Glas, und stehen im Kontrast zu den massiven Wänden der Kirche. Die freistehenden Podeste schieben sich als raumbildende Elemente in den Mittelflur und werden durch semitransparent verkleidete, zweigeschossige Blechregale voneinander getrennt. Die Erschließung der Arbeitsbereiche erfolgt in beiden Geschossen über den Außenwandbereich. Schmale, hohe Lamellenfenster ersetzen die ursprünglich einfachverglasten Kirchenfenster. Fehlendes Tageslicht wurde durch das Einfügen von Oberlichtern ergänzt. Große Deckenstrahler schaffen durch indirektes gleichmäßiges Deckenlicht eine bei Dunkelheit dem Tageslicht angenäherte Grundhelligkeit.

3. Apsis
Durch die Unterteilung der Apsis in zwei Ebenen entstehen unterschiedliche Räume mit verschiedenen Lichtsituationen. Nachdem der untere Bereich durch das Aufbrechen des bestehenden Umgangs einen neuen Außenbezug erhalten hat, orientiert sich der darüberliegende Kuppelraum auf das Hauptschiff. Dieser Raum wird durch seitlich angelagerte Nebenräume erschlossen. Bodenstrahler betonen die besondere Raumsituation (Kuppel).

4. Kino
Die gesamte technische Ausstattung des Kinos wurde in einem von außen angestellten Stahlcontainer untergebracht. Selbst Lüftung und Klimatisierung können nach Ablauf der Mietzeit somit anderweitig verwendet werden. Der Kinoraum selber wurde als klassische Black Box mit 20 Sitzplätzen ausgeführt. Beleuchtet wird er ausschließlich durch linear und punktuell eingesetztes, blaues Licht. Die akustische Trennung zu den Bürobereichen war wegen der Benutzung tagsüber eine besondere Anforderung, da die starken Geräuschpegel den Arbeitsbetrieb nicht stören durften.

Bodenbeläge
Das Bodenkonzept besteht aus drei wesentlichen Komponenten: der temporären Nutzung mit Schwerpunkt auf der Verwendung von kostengünstigen Materialien und entsprechenden Detaillösungen, dem Grundsatz, mit unterschiedlichen Belägen die Räume zu zonieren und verschiedene Nutzungsbereiche ablesbar zu machen, sowie der Entsprechung des Gesamtkonzeptes: die Ablösung vom Bestand.