TW2 – Neubau eines Mehrgenerationenhauses

Kategorie: Wohnhaus

Planung: 2014/2015

Projektdaten:
Wohnfläche: 734,50 m²
Nutzfläche: 530,70 m²
Umbauter Raum: 6800 m³

Planungsumfang: LP 1-4

Mitarbeiter: M. Holzmair, F. Hacker

Visualisierung: F. Hacker

Konstruktive und soziologische Konzeption

Das Elternhaus des privaten Bauherrn liegt im Westen von München. Nach Jahren des Verfalls wurde das Grundstück neu bebaut und kann nun einer in vielen Gesichtspunkten nachhaltigen Wohnnutzung zugeführt werden.

Der Begriff „Generationenhaus“ drückt die Absicht des Erbauers aus, einen gesellschaftlichen und sozialen Beitrag zum Miteinander von jung und alt zu leisten. Auslöser ist die Erkenntnis, dass die demographische Entwicklung, die damit einhergehende Überforderung unserer sozialen Absicherungssysteme und die immer größer werdende Kluft zwischen arm und reich alternative Wege zur Förderung der Jugend und zur gesellschaftlichen Integration älterer Menschen erfordert.

Jungen Menschen kann bezahlbarer Wohnraum für eine eigenständige Entwicklung zur Verfügung gestellt werden. Älteren Menschen wird durch das Zusammenleben mit jüngeren und eine gegenseitige Hilfe ermöglicht, ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.

Das Gebäude gliedert sich in zwei Baukörper, die durch einen zentralen Gemeinschaftsbereich, in dem sich eine großzügige Lounge mit Kamin und Bibliothek, sowie eine offene Küche mit einem Essbereich befinden, verbunden sind.

Auf dem Dach des einen Flügels befindet sich ein weiterer gemeinsam genutzter Aufenthaltsbereich mit „urban gardening“. Der Sportbereich befindet sich genauso wie die Gemeinschaftsgarage im Untergeschoss. Gemeinsam genutzte Elektroautos und Fahrräder bieten zusammen mit der nahegelegenen öffentlichen Erschließung eine den Nutzern angepasste Mobilitätsvielfalt.

Errichtet wurde eine nachhaltige, umweltgerechte Bebauung die langfristig „lebenswerten Wohnraum“ in 13 Wohneinheiten mit einem zusätzlichen Gästebereich bietet. Die Ein- Zwei- und Dreizimmereinheiten sind großteils barrierefrei und haben eigene Küchen und Bäder. Die allen Bewohnern zugänglichen Gemeinschaftsbereiche erhalten mit W-Lan eine gemeinsame digitale Plattform

Zugang zum „Generationenhaus“ haben junge Menschen während der Ausbildung zwischen 18 und 27 Jahren, sowie Senioren nach Ende ihrer Berufstätigkeit ab einem Alter von 62 Jahren.

Der Schwerpunkt der Planung liegt auf einem integrativen Ansatz. Nach Fertigstellung, mehrjähriger Erprobung und Optimierung des Konzepts sollen Grund und Gebäude in eine dauerhafte Stiftung überführt werden.

Energetische Konzeption

In dem Mehrgenerationshaus für Alt und Jung, wurde das Energie-Konzept so ausgelegt, dass möglichst viel eigene Energie hergestellt wird und diese optimal gespeichert. So kann jederzeit Wärme, Kälte und Strom bereitgestellt werden, auch Nachts und bei keinem Sonnenschein.
Ziel ist es, das Haus ganzjährig zu klimatisieren. Brauchwasser Lüftungskonzept mit Wärmerückgewinnung, zentral im Senioren Wohnbereich, bzw. dezentral bei den Studenten und Elektro Mobilität sind weitere Punkte.

Die Energie wird über (Hybrid) Photovoltaik Module bereitgestellt. (Strom und Wärme). Der erzeugte Strom dient einer Wärmepumpe, welche auf Wunsch des Kunden auf der Primärseite mit einem Wasser/Eisspeicher versorgt wird und Sekundär Ihre Energie über eine Fussbodenheizung bzw. über ein (BKT) Beton-Kern-Aktivierung an das Haus abgibt. Zur Regeneration des vereisten Wassers, kann die sommerliche Energie aus dem Gebäude entzogen werden. Dies hat als Nebeneffekt eine angenehme Klimatisierung des Gebäudes. Reicht die Wärmemenge nicht aus um den Eis-Speicher aufzutauen, kann die Wärme aus den Hybrid-Kollektoren genutzt werden. Dieser Hybrid-Kollektoren kann gleichzeitig Wasser erwärmen und Strom herstellen.
Der Überschüssige Strom wird in einer Batterie gespeichert und kann für elektronische Fahrzeuge, z.B. Fahrräder und Autos genutzt werden. Der Rest wird ins Netz verkauf.
Als Backup System besteht ein Brennwert Gaskessel um mögliche Temperaturspitzen abzufangen.

Freianlagen-Konzeption

Das Wohnkonzept des Mehrgenerationenhauses mit einem vielfältigen Angebot an gemeinschaftlich nutzbaren Flächen und Räumen der Begegnung wird auch nach außen in die Freianlagen transportiert.
Begegnungsräume stehen auf verschiedenen Ebenen und unterschiedlichen Qualitäten zur Verfügung.
Die erdgeschossigen Freianlagen gliedern sich in einen halböffentlichen Raum zufälliger und unverbindlicher Begegnungen im Bereich des Haupteingangs sowie dem intim gestalteten Innenhof auf.
Im Innenhof besteht ein vielfältig bespielbares Angebot mit
– einer begrünten Pergola, der Chill- und Ruhelounge mit Tischen und Bänken
– einer Hängematte, der Lese- und Liegeecke
– den Sonnenliegen
– dem Sand- und Balancebereich
– einer multifunktional nutzbaren Rasenfläche.
Die Angebote sind im Wesentlichen nicht altersgebunden und werden somit zum Treffpunkt für alle Hausbewohner. Die umlaufenden Holzterrassen sind privat, bieten Rückzugsmöglichkeiten und sind durch vorgelagerte Pflanzflächen etwas geschützt vom Geschehen im Bereich der Gemeinschaftsfläche.
Die intensiv begrünte Dachterrasse über dem 2. OG lädt ebenfalls zum Verweilen ein. Ein Sonnensegel schützt vor der Sonne und am Abend kann man hier die letzten Sonnenstrahlen genießen.
Es ist denkbar, daß die Hochbeete durch die Hausbewohner genutzt werden können („urban farming“).